01.12.2022
Pressemitteilung
Im Projekt „KlimaMoor“ untersucht ein Forschungsteam seit 2021 auf 20 Moorflächen in Brandenburg Maßnahmen für den Klimaschutz. In enger Zusammenarbeit mit Landwirtschaftsbetrieben entwickelt das Projektteam Konzepte, mit denen die Flächen darüber hinaus weiterhin landwirtschaftlich nutzbar bleiben sollen. Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) begleitet das Projekt wissenschaftlich.
Anfang November 2022 wurde vom Bundeskabinett die Nationale Moorschutzstrategie beschlossen. Diese zielt darauf ab, Moore in ihrer Funktion als Wasser- und Kohlenstoffspeicher zu stärken, Treibhausgasemissionen zu senken und die Biodiversität zu erhalten. Hierfür braucht es geeignete, wissensbasierte Strategien. Von den über 200.000 Hektar Moorflächen in Brandenburg werden rund 95 Prozent land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Bislang werden die Flächen für diese Nutzung trockengelegt. Da allerdings in Moorlandschaften mit einem sinkenden Grundwasserstand zunehmend CO2 aus dem Boden entweicht, werden durch landwirtschaftliche Nutzung pro Jahr rund 6,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente sowie im Moorboden gebundene Nährstoffe freigesetzt.
Wie auch in der Nationalen Moorschutzstrategie der Bundesregierung festgehalten wird, ist Wiedervernässung eine grundlegende Maßnahme, um Treibhausgasemissionen von Moorflächen zu verringern. Im Forschungsprojekt „Klimaschutz und Klimafolgenanpassung durch moorschonende Einrichtung der Staubereiche und Wasserbewirtschaftung in Bezug auf Moorflächen des Landes Brandenburg und deren Einzugsgebiete (KlimaMoor)“ entwickelt ein Team aus acht Partnerinstitutionen in enger Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirten Maßnahmen für eine klimafreundliche und wirtschaftlich sinnvolle Landnutzung auf Moorflächen. Ziel des Projektes ist die Wiedervernässung von etwa 20 großflächigen Mooren, deren Wasserhaushalt durch Entwässerungsmaßnahmen beeinträchtigt wurde.
Landwirtschaftliche Nutzung von Mooren sinnvoll
Da die Moorflächen neben der Klimawirkung auch eine wirtschaftliche Bedeutung für zahlreiche Landwirtinnen und Landwirte haben, ist eine land- und forstwirtschaftliche Weiternutzung von Moorflächen nicht nur ökonomisch, sondern auch klimapolitisch sowie für bestimmte Natur- und Umweltschutzaspekte sinnvoll. Im Zuge einer Wiedervernässung braucht es daher alternative Nutzungsszenarien, beispielsweise in Form von Biomasseanbau in sogenannter Paludikultur, oder mit Konzepten für die Tierhaltung und -fütterung.
Praxispartner entscheiden selbst über die Umsetzung von Maßnahmen
Landwirtinnen und Landwirte sind daher die wichtigsten Akteure des Forschungsprojektes „KlimaMoor“. Im Projekt bewirtschaften sie ihre Flächen autonom und können selbst entscheiden, welche Empfehlungen des Forschungsteams sie für ihre Standorte übernehmen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler legen dabei großen Wert auf ein vertrauensvolles Verhältnis und behalten auch wirtschaftliche Faktoren im Blick: „Die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle beim Moorschutz. Wenn Moorschutzprojekte auf Flächen von Landwirtinnen und Landwirten ausgeführt werden, muss ein finanzieller Ausgleich durch den Staat geschaffen werden“, so Dr. Axel Behrendt, Leiter der ZALF-Forschungsstation in Paulinenaue. Mit einer neuen Förderrichtlinie des Agrar- und Klimaschutzministeriums (MLUK) können landwirtschaftliche Betriebe beispielsweise Fördermittel für Investitionen in Technologien beantragen, die eine moorschonende Landnutzung und alternative Verwertungsmodelle für Erzeugnisse aus Moorlandschaften ermöglichen.
Landschaftsforschung mithilfe der größten Lysimeteranlage Europas
Auf den 20 Projektstandorten werden verschiedene Möglichkeiten erforscht, wie Moorflächen ohne negative Auswirkungen auf die Umwelt oder das Klima, und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden können. Auf den Versuchsflächen des ZALF in Paulinenaue wird beispielsweise die Beweidbarkeit mit Rindern und Rotwild untersucht. Dort befindet sich auch die größte Grundwasserlysimeteranlage Europas. Mit über hundert Lysimetern, also Messsystemen zur Untersuchung des Wasserkreislaufs im Boden, erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf 15 verschiedenen Bodenarten die optimalen Bedingungen verschiedener Vegetationsarten in Zusammenhang mit dem Grundwasserstand. Mithilfe von Simulationen können so Prozesse in der Landschaft bei Wiedervernässung, z. B. die Entstehung und Freisetzung von CO2, abgebildet werden.
Gemeinsam Moore schützen für das Klima
Unter den richtigen Bedingungen ist eine Wiederherstellung des ursprünglichen Lebensraums auf Moorflächen durch Wiedervernässung auch unter ökonomischen Gesichtspunkten möglich, ist sich Behrendt sicher: „Das Ziel für Brandenburg, mit Moorschutzmaßnahmen seine Emissionen bis 2030 um 11,4 Prozent zu senken, halte ich für erreichbar. Das schaffen wir aber nur in enger Zusammenarbeit mit den Landwirtinnen und Landwirten in Brandenburg.“
Das Projekt startete im Jahr 2021 vorerst in zehn großflächigen Moorgebieten in Brandenburg, in denen aktuell der Wasserstand für die derzeitige Nutzung erheblich abgesenkt wurde. Inzwischen wurden zehn weitere Moorgebiete in die Umsetzung einbezogen. Bis 2026 soll in allen Projektgebieten eine an die natürlichen hydrologischen Verhältnisse angepasste Bewirtschaftungsweise etabliert werden. Bis zum Jahr 2050 ist die Umstellung der Bewirtschaftung in allen größeren Mooren Brandenburgs vorgesehen.
Projektpartner:
- Nagola Re GmbH (Koordination)
- Team ferox GmbH (Koordination)
- Dr. Dittrich & Partner Hydro Consult GmbH
- IHU-Geologie und Analytik Gesellschaft für Ingenier-, Hydro und Umweltgeologie mbh
- Ingenieurbüro Wasser-Boden-Landschaft
- ATB Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie
- Institut für Dauerhaft Umweltgerechte Entwicklung von Naturräumen der Erde (DUENE) e.V.
- Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.
Förderhinweis:
Das Projekt „Klimaschutz und Klimafolgenanpassung durch moorschonende Einrichtung der Staubereiche und Wasserbewirtschaftung in Bezug auf Moorflächen des Landes Brandenburg und deren Einzugsgebiete“ (KlimaMoor) wird finanziert durch das Brandenburgische Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK).
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Im Projekt KlimaMoor untersuchen Forschende des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) Maßnahmen für Klimaschutz in Brandenburger Moorlandschaften. Darüber hinaus erarbeitet das Team gemeinsam mit ansässigen Landwirtinnen und Landwirten Ideen, wie die Flächen für eine landwirtschaftliche Nutzung, etwa für die Weidetierhaltung, erhalten bleiben können. Quelle: © Foto Rieth / Pixabay.