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Neuer Mechanismus entdeckt: El Niño verursacht Ernteausfälle durch vermehrtes Auftreten von Schädlingen

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13.05.2025​

PlanSmart Team

Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass großräumige Klimaschwankungen wie El Niño–Southern Oscillation (ENSO) nicht nur lokale Wetterveränderungen verursachen, sondern auch Wanderungen von Schädlingen auslösen. Diese Schädlinge stammen ursprünglich aus Südostasien und gelangen über die durch ENSO veränderten Windströmungen nach China, wo sie zusätzliche Ernteausfälle bei Reis verursachen. Die Studie fordert internationale Zusammenarbeit, um dieser doppelten Bedrohung für die Ernährungssicherheit entgegenzuwirken.

In einer gerade in Nature Food veröffentlichten Studie decken die Autoren eine bisher unterschätzte Ursache für Ernteausfälle auf: periodische Klimaschwankungen, die Insektenplagen über Landesgrenzen hinweg begünstigen. Dass El Niño und ähnliche Klimazyklen Dürren oder Überschwemmungen verursachen können, die der Landwirtschaft schaden, ist seit langem bekannt. Nun hat ein internationales Forscherteam herausgefunden, dass diese Schwankungen auch den Ausbruch von wandernden Schädlingen in einer Region begünstigen, was zu verheerenden Ernteausfällen in anderen Regionen führt. „Unsere Ergebnisse zeigen eine Art doppeltes Problem“, berichten die Autoren – Klimaereignisse wie ENSO können die Ernteerträge direkt durch Wetteranomalien beeinträchtigen und indirekt durch die Ausbreitung von Schädlingswellen aus weit entfernten Gebieten.​

ENSO löst Schädlingsausbrüche über lokale Wettereffekte hinaus aus​

Das Team analysierte Daten zu chinesischen Reiserträgen, regionalen Klimadaten und Schädlingsvorkommen aus mehreren Jahrzehnten. Mit Fokus auf die letzten 40 Jahre identifizierten sie El Niño–Southern Oscillation (ENSO) als die primäre Klimaschwankung, die mit extremen Ernteausfällen in China, insbesondere im Süden, in Verbindung steht. Überraschenderweise konnten diese ENSO-bedingten Ernteausfälle nicht ausreichend durch lokale Wettereinflüsse erklärt werden. Zusätzlich zu Dürren oder Hitzewellen beobachteten die Forscher in starken ENSO-Jahren ungewöhnlich hohe Befälle von Schädlingen und Krankheiten an Nutzpflanzen. Dies deutete auf einen indirekten Zusammenhang hin: Etwas an ENSO führte zu einem Anstieg der Schädlingspopulationen.​

Bei weiteren Untersuchungen stellten sie fest, dass die Schädlingsausbrüche nicht nur durch lokale Klimaanomalien verursacht wurden. Stattdessen wurde der Ursprung weiter südlich ausgemacht. „Wir haben einen klaren Zusammenhang zwischen ENSO und den Schädlingsbedingungen auf dem südostasiatischen Festland festgestellt“, sagt Dr. Chenzhi Wang, Hauptautor der PB3 CSA-Gruppe am ZALF. In El-Niño-Jahren schaffen die durch ENSO verursachten Klimaanomalien in Südostasien offenbar günstige Brutbedingungen für bestimmte Reisschädlinge. Im folgenden Frühjahr verändert die sich verändernde Position von ENSO die atmosphärische Zirkulation – im Wesentlichen die Windverhältnisse –, wodurch Insektenschwärme nach Norden in Richtung China getragen werden. Mit anderen Worten: Wichtige Reisschädlinge wie die braune Zikade, die weißrückige Zikade und der Reisfalter brechen zunächst auf dem südostasiatischen Festland aus und wandern dann aufgrund günstiger Windverhältnisse in die chinesischen Reisanbaugebiete.

Sobald diese wandernden Schädlinge in China einfallen, verschlimmern sie die durch schlechtes Wetter verursachten Schäden an den Feldfrüchten. Die Studie ergab, dass Jahre mit starken El-Niño-Ereignissen oft mit einem starken Schädlingsbefall in Südchina zusammenfielen und in diesen Jahren deutlich geringere Reiserträge erzielt wurden. So zeigen beispielsweise Aufzeichnungen der Provinzen, dass die Reisproduktion in Jahren mit starkem Befall durch Reiszikaden im Vergleich zu normalen Jahren erheblich zurückging. Eine detaillierte Analyse bestätigte auch, dass die Schädlinge selbst zu den Ernteausfällen beitrugen: Selbst unter Berücksichtigung lokaler Klimaschwankungen gingen die Reiserträge bei hohem Schädlingsbefall weiter zurück. Diese doppelte Auswirkung – direkte Wetterbelastung und indirekte Schädlingsschäden – erklärt, warum ENSO-Jahre für Landwirte so verheerend sind.​​

ENSO löst Schädlingsausbrüche über lokale Wettereffekte hinaus aus​

Entscheidend ist, dass diese Schädlingsbefälle einen grenzüberschreitenden Mechanismus für Ernteausfälle darstellen, der seinen Ursprung in „Brutstätten“ für Schädlinge wie Vietnam, Laos, Myanmar und anderen Teilen des südostasiatischen Festlands hat. Die Forscher warnen, dass die Risiken durch diese grenzüberschreitenden Schädlinge weiter zunehmen könnten, da der Klimawandel möglicherweise die Häufigkeit von ENSO-Ereignissen erhöht. „Eine wirksame Anpassung erfordert gemeinsame Anstrengungen zur Schädlingsüberwachung und -bekämpfung über Ländergrenzen hinweg“, betont ein weiterer Autor, Dr. Xuhui Wang, Associate Professor an der Peking-Universität. Die Studie plädiert für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Schädlingsherd-Ländern und den betroffenen Regionen wie China, einschließlich koordinierter Frühwarnsysteme, des Austauschs von Daten über Schädlingsausbrüche und verbesserter technischer Austausch- und Schulungsprogramme für Personal im Bereich der Schädlingsbekämpfung.​​

Dr. Chenzhi Wang weist außerdem darauf hin, dass ähnliche schädlingsbedingte Ernteausfälle auch die europäische Landwirtschaft bedrohen könnten. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass wandernde Schädlinge aus Nordafrika regelmäßig das Mittelmeer überqueren und eine Gefahr für europäische Nutzpflanzen darstellen. Darüber hinaus korreliert die westliche Mittelmeer-Oszillation häufig mit Ernteeinbußen in südeuropäischen Ländern. „Wir wissen noch nicht, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen gibt, aber es zeigt sich eine wichtige Forschungslücke. Zukünftige Studien in Europa sollten sich stärker auf das Verständnis dieser Zusammenhänge konzentrieren“, schlägt er vor.​

Die Forschung wurde von einem internationalen Team des ZALF, der Peking-Universität, des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und anderer Institutionen in China, Frankreich und Finnland durchgeführt. Diese Studie wurde finanziell unterstützt durch die National Natural Science Foundation of China (Fördernummern 42361144876 und 42171096), das Forschungs- und Innovationsprogramm „Horizon Europe“ im Rahmen der Marie-Skłodowska-Curie-Fördervereinbarung Nr. 101154967 und den Leibniz-Frauenprofessurpreis (Bewerbungsnummer P102/2020).​


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Neuer Mechanismus entdeckt: El Niño verursacht Ernteausfälle durch vermehrtes Auftreten von Schädlingen | Quelle: © Dr. Chenzhi Wang / ZALF.
Bildunterschrift: Copyright: Dr. Chenzhi Wang
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