18.11.2024

Zwei Preisträgerinnen erhielten am 14. November 2024 den Förderpreis der Forschungsstadt Müncheberg für das Jahr 2024. Gunvor Colind Helweg-Larsen wurde für ihre Masterarbeit über Ideen für eine inklusivere Nahrungsmittelproduktion ausgezeichnet. Karla Marie Barfuss hat sich in ihrer Masterarbeit mit dem Einfluss von Mykorrhiza-Pilzen auf die Nährstoffaufnahme von Pflanzen und die Entwicklung von Pflanzenwurzeln beschäftigt.
Jörg Dießl, allgemeiner Stellvertreter der Müncheberger Bürgermeisterin, und Martin Jank, Administrativer Direktor des ZALF, überreichten den Preisträgerinnen am Donnerstag im Rahmen einer Festveranstaltung die Urkunden. Der Förderpreis würdigt herausragende Forschungsleistungen mit Bedeutung für die Forschungsstadt Müncheberg und die Region und unterstützt den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Karla Marie Barfuss stellt in ihrer Masterarbeit mit dem Titel “Exploring the economic trade-off between plant root hairs and mycorrhizal symbiotic partners” Ergebnisse einer Studie zur Nährstoffaufnahme von Pflanzen vor. Die Erkenntnisse aus der Arbeit sind wichtig, um besser zu verstehen, wie Pflanzen in verschiedenen Umgebungen mit Ressourcen umgehen und welche Strategien sie nutzen, um Nährstoffe effizient aufzunehmen. Die Arbeit schlägt eine Brücke zwischen Grundlagenforschung und angewandter Landschaftsforschung und bietet einen reichen Datenschatz für weitere Untersuchungen.
Die pflanzliche Nährstoffaufnahme erfolgt entweder durch die feinen Wurzeln der Pflanzen selbst oder durch eine Symbiose mit den sogenannten arbuskulären Mykorrhiza-Pilzen. Barfuss untersuchte für die vorgestellte Studie über 800 Wurzelproben von 81 Pflanzenarten aus Graslandschaften in Brandenburg, Mittel- und Süddeutschland und analysierte dabei die Wurzeleigenschaften, insbesondere die Wurzelhaare, und die Kolonisationsrate durch diese Pilze. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass es einen antagonistischen Zusammenhang zwischen der Entwicklung von Wurzelhaaren und der Besiedlung durch Mykorrhiza-Pilze gibt. Außerdem stellt die Studie fest, dass diese Zusammenhänge sowohl zwischen unterschiedlichen Arten als auch innerhalb einzelner Arten, sowie innerhalb individueller Pflanzen existieren.
Karla Maria Barfuss hat 2024 ihr Studium der „Biodiversität, Evolution und Ökologie“ an der Freien Universität Berlin absolviert. Ihre Masterarbeit wurde von Dr. Joana Bergmann in der Arbeitsgruppe „Nachhaltige Grünlandsysteme“ am ZALF betreut.
Gunvor Colind Helweg-Larsen untersuchte in ihrer Masterarbeit die Zukunftsvisionen von Landwirtinnen und Landwirten in Ostbrandenburg. Die Studie trägt den Titel „Inclusive visions of future food production across diverse farms in north-east Germany”. Die Bauernproteste in Europa bringen die multiplen Belastungen der landwirtschaftlichen Betriebe zum Ausdruck. Diskurse in der öffentlichen Debatte über Nahrungsmittelproduktion schließen die vielfältigen Positionen von Landwirtinnen und Landwirten häufig nicht ein. Vor diesem Hintergrund zielt Helweg-Larsen mit ihrer Studie darauf ab, gemeinsame Werte der Landwirtinnen und Landwirte herauszuarbeiten und eine Grundlage für solidarische und zukunftsorientierte Lösungen zu schaffen.
Mithilfe von Interviews mit zwölf Landwirtinnen und Landwirten, die unterschiedliche Anbausysteme und Betriebsgrößen vertreten, arbeitete die Autorin drei Hauptvisionen heraus: „Erhaltung“, „Modernisierung“ und „Transformation“. Kleinere ökologische Betriebe neigen eher zu einer Transformationsvision, während größere konventionelle Betriebe oft eine Erhaltungsvision vertreten. Hinter diesen teils gegensätzlichen Vorstellungen gibt es jedoch gemeinsame Werte wie Altruismus und eine starke Mensch-Natur-Beziehung. Die Arbeit zeigt, dass trotz struktureller Unterschiede eine Bereitschaft zur Solidarität unter den Betrieben vorhanden ist. Diese Erkenntnisse könnten den Dialog zwischen Landwirtinnen und Landwirten und der restlichen ländlichen Bevölkerung fördern und zur Gestaltung einer gemeinsamen, wertebasierten Zukunftsvision beitragen. Die Studie legt eine Grundlage für künftige Kooperationen zwischen Praxis und Wissenschaft und betont die Bedeutung einer demokratischen, solidarischen Zusammenarbeit.
Helweg-Larsen graduierte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Masterarbeit wurde am ZALF von Prof. Dr. Sonoko Bellingrath-Kimura und Dr. Maria Kernecker in der Arbeitsgruppe „Landnutzungsentscheidungen im Raum- und Systemkontext“ betreut.
Weitere Informationen:
Projekt-Webseite HAIRphae: Der ökonomische Kompromiss zwischen Wurzelhaaren und extraradikalen Mykorrhizahyphen entlang eines Landnutzungsgradienten [Link]