02.10.2019
In der Woche vom 23.–27. September 2019, als in New York der UN-Klimagipfel stattfand, hat eine Gruppe internationaler Autoren unter Beteiligung des ZALF in der Zeitschrift Science Advances eine Studie zum steigenden Ertragsrisiko durch zunehmende Trockenheit in den weltweit wichtigsten Weizenanbaugebieten unter bisherigen und künftigen klimatischen Verhältnissen veröffentlicht.
Massive und extreme Dürreperioden haben bereits in den letzten Jahren die Getreideproduktion in den zentralen Anbaugebieten erheblich beeinträchtigt, mit deutlichen Auswirkungen auf den Weizenpreis. Mit dem Klimawandel steigt die Wahrscheinlichkeit solch gleichzeitiger Ereignisse und die Erreichung des internationalen Nachhaltigkeitsziels „Kein Hunger" (Sustainable Development Goal, SDG 2) wird erheblich beeinträchtigt.
Der Artikel behandelt, i) wie sich die Wahrscheinlichkeit von synchron auftretenden extremen Trockenperioden in wichtigen Weizenanbaugebieten in Zukunft verändert, ii) ob belastbare Zusammenhänge zwischen zeitgleich auftretenden Dürreperioden und Weizenpreisschwankungen auf dem Weltmarkt existieren und iii) in welchem Maße diese Risiken durch Maßnahmen zur Minderung der Treibhausgasemissionen und Anpassungsmaßnahmen reduziert werden können.
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass bei unvermindertem Anstieg der CO2-Emissionen (Business-as-usual-Szenario) das Risiko für synchron in den zentralen Weizenanbaugebieten auftretende extreme Dürreperioden bis zum Ende des Jahrhunderts auf das drei- bis vierfache steigen wird. Selbst bei einer deutlichen Reduktion der CO2-Emissionen wird sich das Risiko für extreme Trockenheit in den Weizenanbaugebieten gegenüber heute verdoppeln. Dies ist angesichts der Rolle von Weizen für die globale Ernährungssicherung besonders alarmierend, da Weizen in der Pflanzenproduktion an 1. Stelle hinsichtlich der Anbaufläche und mit Blick auf die produzierten Mengen an 2. Stelle steht. Es ist weltweit das am meisten gehandelte Getreide und eine wichtige Protein- und Nährstoffquelle.
Diese Entwicklung und die zu erwartenden künftigen Ertragsrisiken stellt Pflanzenzüchter, Agronomen, Getreidebauern ebenso wie politische Entscheidungsträger vor erhebliche Herausforderungen. Die Diskussion dieses Sommers in Deutschland um konkurrierende Wasseransprüche und die Auswirkungen des trockenen Sommers 2018 zeigen, dass verstärkt auftretende Trockenperioden nicht nur die Landwirtschaft betreffen und den Möglichkeiten einer zusätzlichen Bewässerung, selbst in Deutschland Grenzen gesetzt sind. Da dieselben Risiken auch für andere Nutzpflanzen mit ähnlichen Wachstumsperioden und vergleichbaren Empfindlichkeiten gegenüber Trockenheit bestehen, bedarf es effektiver, wissenschaftsbasierter und politischer Maßnahmen, um einer drohenden weltweiten Verknappung von Grundnahrungsmitteln und damit einhergehenden sozialen Unruhen zuvorzukommen.
Die Autoren der Studie sind Wissenschaftler/innen aus der Tschechischen Republik, den USA, China, der Schweiz, Großbritannien, Deutschland und weiteren europäischen Ländern.
Die Studie "Mitigation efforts will not fully alleviate the increase in the water scarcity occurrence probability in wheat-producing areas" ist am 25.09.2019 in Science Advances erschienen.
Autoren: Miroslav Trnka, Song Feng, Mikhail A. Semenov, Jørgen E. Olesen, Kurt Christian Kersebaum, Reimund P. Rötter, Daniela Semerádová, Karel Klem, Wei Huang, Margarita Ruiz-Ramos, Petr Hlavinka, Jan Meitner, Jan Balek, Petr Havlík und Ulf Büntgen.
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