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Weizensorten anfällig für Wetterextreme

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Lappeenranta/Müncheberg (dpa/fwt) - Europäische Saatgutbetriebe vernachlässigen bei der Züchtung von Weizensorten die Widerstandsfähigkeit gegen Klimaveränderungen. Insbesondere in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern, seien die angebauten Varianten anfällig für Wetterextreme wie etwa Hitze, Dürre oder Starkregen, berichtet ein internationales Forscherteam in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“). Hintergrund ist demnach die recht einseitige Züchtung auf Eigenschaften wie hoher Ertrag, Halmstabilität oder Krankheitsresistenz. Die Sicherheit der Lebensmittelversorgung hänge auch davon ab, dass Feldfrüchte Wetterextremen standhalten könnten, schreibt das Team um Helena Kahiluoto von der Technischen Universität im südfinnischen Lappeenranta (LUT). Klimatische Faktoren können demnach in Westeuropa etwa ein Drittel bis die Hälfte der Ertragsschwankungen erklären. Das habe letztlich Einfluss auf die Preise und beeinflusse damit auch die Lebensmittelsicherheit der Bevölkerung.

Das Forscherteam, darunter Mitarbeiter des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. in Müncheberg bei Berlin, wertete für neun Länder ‒ darunter auch Belgien, Dänemark, Frankreich oder die Slowakei ‒ systematische Feldversuche aus den Jahren 1991 bis 2014 mit Sorten von Weich- und Hartweizen auf deren Widerstandskraft gegen Wetterextreme aus. In die Auswertung flossen allein aus Deutschland Daten von 140 Feldern ein.

Diese wetterbezogene Widerstandsfähigkeit ließ demnach ab Anfang des Jahrtausends in fast allen untersuchten Ländern nach. Die einzige Ausnahme war Finnland. Die Autoren bescheinigen insbesondere Tschechien, Deutschland, Spanien und Italien, einseitig vor allem auf Ertrag und Krankheitsresistenz ausgerichtete Sorten zu nutzen. Sie sprechen von einer „Diversitätswüste“.

„Der beunruhigende Rückgang der Fähigkeit, die zunehmende Wettervariabilität mit dem derzeitigen Portfolio an Weizensorten in Europa abzupuffern und die Erträge auch unter extremen Wetterereignissen stabil zu halten, ist offenbar Ausdruck einer zu einseitigen Züchtung“, schreiben die Autoren. Saatgutbetriebe hätten ihre Züchtungsziele auf Ertragssteigerung und Widerstandskraft gegen Krankheiten ausgerichtet, und nicht etwa auf Toleranz gegen Trockenheit oder hohe Temperaturen. Möglicherweise hätten sie die zunehmende klimatische Unsicherheit unterschätzt.

Die Widerstandskraft von Weizen gegen klimabedingte Wetterkapriolen sei schlicht zu kurz gekommen, betont auch Ko-Autor Claas Nendel vom ZALF. „Es ist sehr schwierig, eine Weizensorte zu züchten, die widerstandsfähig gegen alle Klimaeinflüsse ist und gleichzeitig hohe Erträge bietet. Dies kann nur über eine große genetische Vielfalt in den Sorten und einer hohen Bandbreite an Toleranzen erreicht werden.“ Das derzeitige Portfolio sei angesichts der prognostizierten klimatischen Veränderungen nicht ausreichend, um das Risiko der wetterbedingten Ertragsausfälle gut zu verteilen.

Das betreffe nicht nur die untersuchten Teile Europas. „Wir beobachten weltweit immer wieder großflächig wetterbedingte Ernteausfälle, die sich auf die Weltmarktpreise auswirken“, erklärt Nendel. Allerdings geht der Forscher davon aus, dass Saatgutbetriebe reagieren und ihre Sorten stärker an Klimaschwankungen anpassen werden, wenn sich Jahre mit so extremen Wetterlagen wie im Sommer 2018 häufiger wiederholen .

 

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