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Interview: Anna Hampf, Doktorandin am ZALF (LSA)

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​​​​​​​​​​Citizen Science - Chancen und Risiken der Bürgerwissenschaften

Frau Hampf, für Ihr Citizen Science Projekt zu Pflanzenkrankheiten und Schädlingsbefall in der Landwirtschaft lassen Sie Daten von tausenden Freiwilligen mit Hilfe einer Smartphone-App sammeln. Was genau macht Wissenschaft zu »Citizen Science«?

Citizen Science meint die aktive Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an wissenschaftlicher Forschung. Das kann von einer kurzzeitigen Datenerhebung bis hin zur intensiven Mitarbeit im gesamten Forschungsprozess reichen. Der Begriff stammt aus dem anglo-amerikanischen Raum und wird im Deutschen oft mit »Bürgerwissenschaften « übersetzt. Typische Citizen Science Projekte sind großräumig angelegte Projekte aus dem Umwelt- und Naturschutzbereich, wie zum Beispiel Vogelzählungen.

​​Welche Vorteile ergeben sich durch diese Art Projekte für die Wissenschaft?

​​​​​​​​​Ein großer Vorteil ist natürlich, dass durch die Einbeziehung der Bevölkerung innerhalb kurzer Zeit weit größere Datenmengen erhoben werden können. In unserem Projekt im südlichen Amazonasgebiet in Brasilien erhalten wir zum Beispiel an die 1.000 Fotos pro Monat. Mit deren Hilfe können wir die Verbreitung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen im Bundesstaat Mato Grosso kontinuierlich verfolgen, eine Fläche so groß wie Frankreich. Es findet durch solche Projekte auch ein verstärkter Austausch mit der Gesellschaft statt. Das Interesse der Bevölkerung an wissenschaftlicher Arbeit wird gestärkt, während die Forschung von den Erfahrungen und dem lokalen Wissen der Bevölkerung profitiert.

Wie man belastbare Daten erhebt, wird in der wissenschaftlichen Praxis exakt vorgeschrieben. Kann deren Qualität dennoch sichergestellt werden, wenn die Erhebung durch motivierte, aber zumeist ungelernte Freiwillige stattfindet?

​​​​Die Qualität der erhobenen Daten und die Einhaltung wissenschaftlicher Standards ist eine der größten Herausforderungen von Citizen Science Projekten. Nicht jede wissenschaftliche Arbeit eignet sich dazu. So machen zum Beispiel sehr komplexe und zeitaufwendige Messmethoden die Ergebnisse leichter anfällig für Verzerrungen.​​

Wie entstehen diese Verzerrungen?

​​​​​​Eine Verzerrung von Daten kann einerseits dadurch entstehen, dass diese nicht präzise erhoben wurden oder aus Unkenntnis z. B. eine Vogelart falsch bestimmt wird. Allerdings wird davon ausgegangen, dass durch die Menge der Daten diese Fehler wieder ausgeglichen werden. Im Versuchsdesign gilt es daher darauf zu achten, mögliche Fehlerquellen von Beginn an gering zu halten, etwa durch entsprechende Schulungen der mitforschenden Bürgerinnen und Bürger.

Wissenschaftliche Ergebnisse sind häufig nur akademischen Kreisen vorbehalten. Sehen Sie Citizen Science Projekte in einer besonderen Verantwortung, ihre Ergebnisse frei zugänglich zu machen?

Ja, definitiv. Ich finde, dass hier die Wissenschaft mehr denn je ihre Ergebnisse der Bevölkerung frei zur Verfügung stellen sollte. Das kann in Form eines kostenlos zugänglichen Fachartikels oder durch Publikationen in Zeitungen und den sozialen Medien erfolgen. Wichtig ist dabei, dass die Ergebnisse auch wirklich verständlich dargeboten werden. Bei der Veröffentlichung von Daten muss allerdings auf die Wahrung von Persönlichkeitsrechten und den Datenschutz geachtet werden.​​

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Anna Hampf
ist seit dem 1. August 2014 Doktorandin am Institut für Landschaftssystemanalyse am ZALF. Sie forscht zu den sozio-ökonomischen Faktoren von Ertragslücken im südlichen Amazonasgebiet, den Auswirkungen des Klimawandels auf Nutzpflanzen und zu Ertragsverlusten durch Pflanzenkrankheiten.​

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Das Interview führte To​m Baumeister

 

Infomaterial und weiterführende Informationen:

 

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