
Eine neue Studie im Fachjournal People and Nature vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und dem Landschaftspflegeverband Nordwestsachsen e. V. zeigt: Ob Landwirtinnen und Landwirte an EU-weit geförderten Maßnahmen für den Natur- und Umweltschutz teilnehmen, hängt maßgeblich von ihren persönlichen Kontakten ab. Befragt wurden 70 Höfe in Nordwestsachsen – rund ein Viertel aller Betriebe der Region. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass nicht allein finanzielle Anreize entscheidend sind, sondern vor allem der soziale Austausch im Kollegenkreis und die Beratung durch gemeinnützige Organisationen. Wer hier Unterstützung erhält, beteiligt sich deutlich häufiger an Agrarumweltmaßnahmen – ein Hinweis darauf, warum die bisherigen Programme vielerorts nur begrenzte Wirkung zeigen.
In Europa spielt die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) eine zentrale Rolle: Sie soll nicht nur günstige Lebensmittel sichern, sondern auch ländliche Regionen stärken, das Klima schützen und die Artenvielfalt bewahren. Dafür gibt es finanzielle Unterstützung – etwa für Blühstreifen, Zwischenfrüchte oder vielfältige Fruchtfolgen. Diese Maßnahmen werden Agrarumweltmaßnahmen, kurz AUM, genannt.
Trotz dieser finanziell geförderten Programme nimmt die Artenvielfalt in Europa weiter ab. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, welche Faktoren darüber bestimmen, ob Landwirtinnen und Landwirte solche Maßnahmen tatsächlich umsetzen. Die aktuelle Studie zeigt, dass nicht nur die Förderung selbst entscheidend ist, sondern auch, mit wem die Betriebe im Alltag sprechen und von wem sie sich beraten lassen. Damit macht die Studie deutlich, wie wichtig der soziale Austausch zwischen Betrieben und mit Beratungseinrichtungen ist – ein Aspekt, der in früheren Untersuchungen oft zu kurz kam.
Untersuchung in Nordwestsachsen
Die Untersuchung fand im ehemaligen Landkreis Delitzsch in Nordwestsachsen statt, einer intensiv genutzten Agrarlandschaft, die stark vom Ackerbau geprägt ist. Dort wurden 70 Betriebe befragt – rund ein Viertel aller Höfe in der Region. Alle Teilnehmenden sind Mitglieder im Landschaftspflegeverband Nordwestsachsen e. V., einer gemeinnützigen Vereinigung, die sich für den Erhalt einer vielfältigen Kulturlandschaft und für den Schutz bedrohter Pflanzen- und Tierarten einsetzt. Erfasst wurde, mit wem die Höfe regelmäßig im Austausch stehen – ob mit Kolleginnen und Kollegen, Verbänden, Behörden oder Firmen – und welchen Einfluss diese Kontakte auf Entscheidungen haben.
Beratung und Unterstützung als Schlüsselfaktor
Die Ergebnisse zeigen deutlich: Viele Betriebe wenden sich bei Produktionsfragen an große Agrarfirmen, die Dünger, Pflanzenschutzmittel und Technik verkaufen. Für Naturschutzfragen dagegen sind gemeinnützige Verbände und Behörden die wichtigsten Ansprechpartner. Wer dort Rat sucht und im Kollegenkreis Rückhalt findet, beteiligt sich deutlich häufiger an AUM. Besonders wichtig ist der Austausch im direkten Umfeld: Höfe entscheiden sich eher für Naturschutzprogramme, wenn Kolleginnen und Kollegen in ihrer Nähe bereits teilnehmen. „Wir konnten zeigen, dass Unterstützung durch persönliche Kontakte ein entscheidender Faktor für die Teilnahme ist“, sagt Dr. Maria Kernecker vom ZALF. „Wenn es gelingt, diesen Austausch zu fördern, können mehr Betriebe für Naturschutzmaßnahmen gewonnen werden.“
Rolle von großen und kleinen Betrieben
Vor allem große Betriebe spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie haben Erfahrung sowohl mit intensiver Produktion als auch mit Naturschutzmaßnahmen und können ihr Wissen weitergeben. Kleinere Höfe orientieren sich allerdings weniger an großen Nachbarn, sondern stärker an Betrieben ähnlicher Größe – auch hier zählt der direkte Kontakt. Reine Ackerbaubetriebe beteiligen sich besonders selten an Naturschutzprogrammen, im Gegensatz zu Misch- und Grünlandbetrieben mit Wiesen und Weiden. Das liegt daran, dass Maßnahmen wie Blühstreifen oder vielfältige Fruchtfolgen im Ackerbau schwerer in den Betriebsablauf passen und Erträge mindern können. Hinzu kommt, dass sich diese Betriebe oft an großen Agrarfirmen orientieren, deren Beratung stärker auf Produktion als auf Naturschutz ausgerichtet ist.
Konsequenzen für Politik und Praxis
Die Forschenden schließen daraus: Damit mehr Höfe an Agrarumweltmaßnahmen teilnehmen, sollten große Betriebe ermutigt werden, ihre Erfahrungen weiterzugeben. Gemeinnützige Organisationen und öffentliche Beratungsstellen brauchen zudem bessere Ausstattung, um zu Produktion und Naturschutz gleichermaßen beraten zu können. Und nicht zuletzt zeigt die Studie, dass gegenseitige Unterstützung im Kollegenkreis ein entscheidender Hebel ist, um Naturschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft zu verbreiten.
Projektpartner:
- Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.
- Landschaftspflegeverband Nordwestsachsen e. V.
Förderhinweis:
Diese Studie wurde im Rahmen des Projekts ECO2SCAPE, einem transdisziplinären Projekt der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA), durchgeführt. Gefördert wurde sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF: ZALF Förderkennzeichen 03LW0082, LPV Förderkennzeichen 03LW0081).
Hinweis zum Text:
Dies ist eine mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erstellte Zusammenfassung des Originaltextes:
Naaf, T., Kernecker, M., Weidt, H., Bülow, S., & Vierling, A. (2025). Social network analysis among German farmers reveals potentials to overcome the production-conservation dichotomy in land use. People and Nature.
https://doi.org/10.1002/pan3.70183, veröffentlicht Open Access unter der Lizenz CC BY 4.0.
Der Text wurde unter den Gesichtspunkten der
KI-Regelungen am ZALF sorgfältig überprüft und überarbeitet.
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