30.06.2025

Was tun, wenn sich das Dorf in zwei Lager spaltet, weil eine Biogasanlage gebaut werden soll? In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift People and Nature zeigt eine neue Studie des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), wie es dazu kommt, dass Konflikte um Landnutzung eskalieren – und wie man der Eskalation vorbeugen kann. Gerade weil solche Konflikte in Zeiten von Energiewende und Flächenknappheit zunehmend relevanter werden, sind die Erkenntnisse wichtig: Sie helfen Gemeinden, Planungsbehörden und Projektträgern, frühzeitig und angemessen auf mögliche Konflikte zu reagieren – und sie gar nicht erst eskalieren zu lassen.
Ein Beispiel aus Brandenburg: Der geplante Ausbau einer Biogasanlage in einem kleinen Dorf führte nicht nur zu hitzigen Debatten, sondern endete schließlich vor Gericht. Was lief schief? Welche Schritte wären von Seiten der Betreiber oder der Verwaltung notwendig gewesen, um den entstehenden Konflikt zu moderieren und eine Eskalation zu vermeiden? Die ZALF-Forscherin Dr. Meike Fienitz untersuchte diesen Fall eingehend und konnte fünf Schritte aufzeigen, die aus einer Meinungsverschiedenheit einen handfesten Streit machten.
Eskalation ist kein Zufall
Die Autorin beschreibt in der Fallstudie, wie die Eskalation um den Ausbau der Biogasanlage damit begann, dass zu Beginn des Konflikts kaum miteinander gesprochen wurde. Dadurch fehlte das Verständnis für die Sichtweisen der jeweils anderen Seite. Wenn zentrale Akteurinnen und Akteure sich nicht vorstellen können, wie ein Kompromiss aussehen könnte, sind sie irgendwann auch nicht mehr bereit, nach einer Lösung zu suchen. Letztlich scheint dann der Gang vor Gericht attraktiver als ein gemeinsames Gespräch.
Konkret ging es im untersuchten Fall um die geplante Erweiterung einer Biogasanlage. Die Anwohnenden äußerten unter anderem Sorgen über mehr Lärm, Geruch, Verkehrsaufkommen und mögliche Sicherheitsrisiken, wie Gasexplosionen. Obwohl laut Betreiberseite ein Kompromiss angeboten wurde, fühlten sich die Gegnerinnen und Gegner übergangen.
Die Anwohnenden gründeten eine Bürgerinitiative und mobilisierten eine Umweltgruppe. Sie starteten eine Unterschriftensammlung, luden Medien ein, gestalteten Protestplakate und reichten Einwendungen gegen das Genehmigungsverfahren ein. Schließlich entschieden sie sich für den Klageweg und hofften so mehr Gehör zu finden.
„Wir konnten zeigen, dass Konflikte nicht einfach passieren, sondern bestimmte Denkprozesse und Rahmenbedingungen dazu führen, dass sie eskalieren“, sagt die
Autorin der Studie, Dr. Meike Fienitz vom ZALF. „Besonders spannend war, dass es gerade die anfangs schwächeren Parteien waren, die irgendwann zur Eskalation griffen – weil sie keine andere Möglichkeit mehr sahen.“
Konflikte frühzeitig erkennen und entschärfen
Die Studie basiert auf sogenannten Process-Tracing-Analysen, einer Methode zur Durchführung von Fallstudien aus den Politikwissenschaften: Diese Methode ermöglicht es, schrittweise zu rekonstruieren, wie eine Entwicklung – in diesem Fall die Eskalation – zustande kommt. Die Autorin führte dazu unter anderem Interviews mit allen Beteiligten und wertete Dokumente aus dem Planungsverfahren aus. Damit knüpft die Studie an frühere Arbeiten an, die bereits zentrale Bedingungen für Eskalationen identifiziert hatten: etwa ein hohes Maß an emotionaler Beteiligung, problematische Rahmenbedingungen und ausreichende Ressourcen, um den Konflikt auszutragen.
Was tun mit dem neuen Wissen?
Die Ergebnisse legen nahe, dass schon ganz zu Beginn eines Vorhabens gezielte Dialogformate eingeführt werden sollten, um Missverständnisse abzubauen und gemeinsame Lösungswege zu erarbeiten. Dabei geht es auch darum, die jeweiligen Erwartungen realistisch zu benennen – und die Zusammenarbeit attraktiver zu gestalten als den Streit.
Hier spielen neben den unmittelbar am Konflikt Beteiligten auch Planungsbehörden, kommunale Verwaltungen und politische Entscheidungsträgerinnen und -träger eine Schlüsselrolle. Sie können die nötigen Ressourcen und Formate bereitstellen und so durch geeignete Rahmenbedingungen entscheidend dazu beitragen, dass ein Konflikt gar nicht erst eskaliert.
Im nächsten Schritt arbeitet das ZALF gemeinsam mit Partnerinstitutionen an der Entwicklung solcher praxistauglichen Werkzeuge und Formate für ein besseres Konfliktmanagement – angepasst an regionale Bedingungen und die jeweils beteiligten Akteursgruppen.
Projektpartner:
- Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF)
- Humboldt-Universität zu Berlin
Hinweis zum Text:
Dies ist eine mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erstellte Zusammenfassung des Originaltextes: Fienitz, M. (2025).
How do land use conflicts escalate? Identifying causal mechanisms in a conflict over a biogas plant in Brandenburg, Germany. People and Nature, 00:1–17.
https://doi.org/10.1002/pan3.70038, veröffentlicht Open Access unter der Lizenz CC BY 4.0
https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/. Der Text wurde unter den Gesichtspunkten der
KI-Regelungen am ZALF sorgfältig überprüft und überarbeitet.
Förderhinweis:
Diese Arbeit wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen: 033L205A) gefördert. Open Access wurde durch Projekt DEAL ermöglicht und organisiert.
Infomaterial und weiterführende Informationen:
DOI-Link zur Originalpublikation:
https://doi.org/10.1002/pan3.70038
Die Studie knüpft an das folgende Paper aus dem Jahr 2023 an:
Fienitz, M., & Siebert, R. (2023). Latent, collaborative, or escalated conflict? Determining causal pathways for land use conflicts.
Land Use Policy, 134, 106918.
https://doi.org/10.1016/j.landusepol.2023.106918, veröffentlicht Open Access unter der Lizenz CC BY 4.0
https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.