27.06.2024

Eine Untersuchung des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) beleuchtet die unterschiedlichen Einstellungen von politischen und administrativen Entscheidungsträgern zu naturbasierten Lösungen (NBS) im Wassermanagement. Als Fallstudie diente eine Pflanzenkläranlage am schmutzigsten Fluss Costa Ricas. Die in der Fachzeitschrift "Ecosystems and People" veröffentlichte Studie untersucht die Ansichten und Prioritäten der Entscheidungsträger und gibt wertvolle Einblicke in die generellen Herausforderungen und Chancen bei der Umsetzung von NBS.
Franka Pätzke, Master-Absolventin der Humboldt-Universität zu Berlin, untersuchte in ihrer Masterarbeit die Einstellungen der Mitglieder der Tárcoles Flussgebietskommission in Costa Rica zur Umsetzung einer fiktiven Pflanzenkläranlage. Der Tárcoles-Fluss gilt als einer der am stärksten verschmutzten Flüsse in Costa Rica. Im Rahmen einer Fallstudie sollte eine Pflanzenkläranlage als naturbasierte Lösung zur Abwasserbehandlung umgesetzt werden, bei der Pflanzen zur Reinigung des Wassers eingesetzt werden. Diese Systeme nutzen die natürlichen Prozesse von Pflanzen, Mikroorganismen und dem Boden, um Schadstoffe aus dem Wasser zu entfernen. Im Gegensatz zu anderen technischen, chemischen oder biologischen Verfahren zur Reinigung von Flüssen, sind Pflanzenkläranlagen vergleichsweise kostengünstig in der Einrichtung und im Betrieb und in der Lage eine breite Palette an Schadstoffen aus Abwässern zu filtern. Ein weiterer Vorteil ist, dass wertvolle Lebensräume für den Biodiversitätsschutz geschaffen werden. Trotz aller Vorteile werden Pflanzenkläranlagen jedoch noch nicht häufig angelegt.
Die Studie identifizierte drei erkennbare Positionen bei Entscheidungsträgern aus der untersuchten Region: „Die Naturliebhaber", „die Kostenbewussten" und „die Partizipationswilligen". Es wurde deutlich, dass die Entscheidungsträger durchaus eine gemeinsame Vision zu Gunsten der naturbasierten Lösung hatten. Bei der Festlegung der Prioritäten gab es hingegen große Unterschiede.
Es braucht einen Paradigmenwechsel
Am Beispiel der Pflanzenkläranlage konnte Franka Pätzke weitere wichtige Barrieren identifizieren, die die Umsetzung von NBS erschweren. „Unsere Forschung zeigt, dass ein Paradigmenwechsel in der Politikgestaltung hin zu ökosystembasierten Ansätzen dringend notwendig ist", sagt Franka Pätzke. „Die unterschiedlichen Einstellungen der Entscheidungsträger machen deutlich, dass mehr Zusammenarbeit, ein besseres Verständnis und mehr Finanzierungsmöglichkeiten, auch durch private Unternehmen, für naturbasierte Lösungen erforderlich sind, um deren Planung und Umsetzung zu verbessern."
Bewusstsein und Wissen schaffen für naturbasierte Lösungen
Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass das Bewusstsein und das Wissen über naturbasierte Lösungen erhöht werden müssen, um deren Akzeptanz und Anwendung zu fördern. "Es ist wichtig, dass alle Verwaltungsebenen zusammenarbeiten, um NBS effektiv zu integrieren und zu finanzieren", so Pätzke.
Förderhinweis
Diese Arbeit wurde unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) durch die Förderung der Forschungsgruppe PlanSmart [Förderkennzeichen: 01UU1601B] und der Forschungsgruppe SEE-URBAN-WATER [Förderkennzeichen: 01UU1704], sowie von der Universität Costa Rica [Förderkennzeichen: Pry01-532-2020], mit direkter Finanzierung der beteiligten akademischen Einheiten, der Fakultät für Architektur, dem Forschungsinstitut für Ingenieurwesen und dem Programm für nachhaltige Stadtentwicklung – ProDUS, zur Unterstützung des Projekts PlantSER.